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Chaotische Neujahrsgrüße: Warum hier Fehlinformationen verbreitet wurden

Am 2. Jänner hat das Gesundheitsministerium ohne Vorankündigung die Zählweise der Corona-Testungen umgestellt. Mit Verweis auf die getrennte Darstellung von PCR- und Antigentests wird nur mehr die Anzahl der PCR-Tests veröffentlicht. Diese getrennte Darstellung war jedoch öffentlich nicht aufzufinden (zwei Tage später wurde diese veröffentlicht). Ohne Vorwarnung waren damit zahlreiche Erklärungstexte fehlerhaft. Damit begann das Jahr 2021, wie 2020 geendet hat: Mit einer Corona-Datenlage, die man nur mehr als Chaos beschreiben kann. Mit fehlenden Informationen für Politik und Bevölkerung. Und damit, dass hier und auf anderen Corona-Datenseiten – trotz bester Bemühungen der Betreiber – falsche Informationen veröffentlicht werden.

Einzelne Behördenmitarbeiter – wie Mario Dujaković, Sprecher von Stadtrat Hacker in Wien oder eine Mitarbeiterin im Kabinett Anschober – geben zwar per Twitter informell Auskunft – diese steht aber oft im Widerspruch zu den bisher bekannten Infos. Eine vollständige, aktuelle Dokumentation wird dadurch nicht ersetzt. Und letztere existiert wohl nicht.

Solche unangekündigten Änderungen – noch dazu an Wochenenden – schaffen nicht nur unnötige kurzfristige Arbeit, sondern auch Fragen, für die Behörden nicht kurzfristig erreichbar sind. Außerdem untergraben sie auch bei den KonsumentInnen das Vertrauen. Nicht nur in die Daten, sondern alle behördlichen Informationen.

Diese Probleme lenken auch von der Aufarbeitung von wichtigeren Themen ab – wie den Auswirkungen der in England entdeckten Mutation B.1.1.7, die sich möglicherweise um 50% schneller ausbreitet als die bisher bekannten Virenstränge.

Das letzte Jahr hat leider auch im Chaos geendet. Die Corona-Chaos-Saga, Staffel Dezember 2020, im Schnelldurchlauf:

  1. Nachdem die AGES zwei Monate falsche Zahlen zu Genesenen und aktiven Fällen publiziert hatte (Genesenenmeldungen aus Wien und Kärnten wurden nur zu einem geringen Anteil berücksichtigt) wurde ein „Haircut“ durchgeführt und Fälle automatisch nach 21 Tagen als Genesen betrachtet. Damit werden immer noch Zahlen veröffentlicht, die sich von den Informationen der Bundesländer unterscheiden – aber es ist nicht ganz so offensichtlich. Ob sich manche Teile der Regierung darüber freuen, dass Wien durch diese Lösung wieder als das Land mit den meisten aktiven Fällen ausgewiesen wird – obwohl sie selbst niedrigere Zahlen melden, ist nicht überliefert.

Aufgrund des anhaltenden Datenchaos verzichten wir nun auf die Angabe der aktiven Fälle. Wir verwenden stattdessen eine Schätzung.

  1. Die Entscheidungsgrundlagen der Ampel-Kommission wurden ab Ende November nicht mehr vollständig veröffentlicht – die risikoadjustierten Inzidenz und die Aufklärungsquote, immerhin Faktoren, die direkt in die Bestimmung der Ampelfarbe einfließen – wurden an die Ampel-Kommission übermittelt, aber nicht mehr veröffentlicht. Nachdem die internen Zahlen an Journalisten geleaked wurden, verhinderte das Land Oberösterreich erfolgreich, dass seine Aufklärungsrate in den internen Entscheidungsgrundlagen der Ampel-Kommission aufscheint. Inwiefern es im Interesse der Öffentlichkeit ist, diese Daten geheim zu halten, ist nicht überliefert.

  2. Das Gesundheitsministerium konnte nicht darüber Auskunft geben, wie viele Personen geimpft wurden. „primär“ sei „eine wöchentliche Zusammenfassung“ geplant. Nach einem bösen Kommentar in der „Heute“ konnte doch eine Zahl ausgegraben werden: es seien etwa 6.000 Personen gewesen. In Deutschland wird täglich veröffentlicht, wie viele Pflegekräfte, wie viele ältere Personen in welchem Bundesland geimpft wurden. In Österreich wurde nur bekannt, dass Kardinal Schönborn geimpft wurde. Wie er zur Impfung kam – laut Impfplan sind nur Alten- und Pflegeheime, Personal im Gesundheitsbereich und Hochrisikogruppen – ist nicht überliefert.

  3. Die Zahlen zu Testungen wurden für Wien schon seit dem 24.12. nicht mehr korrekt veröffentlicht.

Es bleibt zu hoffen, dass das Jahr nicht so weiter geht, wie es begonnen hat.

Update 4.1.: Die Datenprobleme zu den Testungen gehen weiter

4.1.2021